Selbst während des Lockdowns betreute die bekannte Buchinger Wilhelmi-Klinik Patienten. Die seit zwei Jahren amtierenden Klinikleiter haben das Beste aus der Coronakrise gemacht und sehen der Sommersaison mit Optimismus entgegen.
Erschienen in “Sur Deutsche Ausgabe” Juni 2020. Von Gabriela Berner
Die Buchinger Wilhelmi-Klinik Marbella ist wohl das älteste, renommierteste und erfolgreichste deutsche Unternehmen in Marbella. Die nach dem weltberühmten Dr. Otto Buchinger benannte Fastenklinik wird in vierter Generation von zwei seiner Urenkel geleitet, der Marketingspezialistin Katharina Rohrer-Zaiser und Victor Wilhelmi, der für das Gesamtmanagement zeichnet. Beide teilen sich die Leitung des blühenden Unternehmens seit zweieinhalb Jahren mit großem Enthusiasmus, und den haben sie auch in der Coronakrise nicht verloren. Ganz im Gegenteil.
„Wir hatten während der letzten Monate nie komplett geschlossen, da unser Haus anfangs als Notfallklinik in Betracht gezogen wurde. Dazu ist es allerdings nicht gekommen“, berichtet die Klinikchefin, die diese Woche vor Ort arbeitet, während ihr Kompagnon Homeoffice macht.
Die ersten zwei Monate seien drei Patienten im Haus geblieben und hätten keinerlei Anstalten zur Abreise gemacht. Komfortabler und sicherer als in der fabelhaft ausgestatteten Klinik und der weitläufigen Parkanlage hätten sie es ja auch nirgendwo haben können. Zwei dieser Gäste sind immer noch da.
„Unter anderen Umständen haben sich 112 bis 116 Patienten hier aufgehalten, jetzt aber zählen wir insgesamt nur 16 Besucher, da die Ausländer fehlen“, erzählt Rohrer-Zaiser weiter. „Kürzlich hatten sich vier Franzosen angemeldet, die im Privatjet anreisen wollten. Ihnen ist das Warten auf eine Landeerlaubnis in Málaga jedoch zu lang geworden, so dass sie ihre Reservierung vorerst verschoben haben. Da hatten unsere zehn neuen Patienten aus Spanien mehr Erfolg. Fast alle sind Geschäftsleute, die den Corona-bedingten Leerlauf nutzen, um etwas für ihre Gesundheit zu tun und neue Energie zu tanken. Mit einer hier ausgestellten und offiziell bestätigten Bescheinigung durften sie praktisch unbehelligt quer durchs Land nach Marbella reisen.”
Gut genutzter Stillstand
Unterdessen hat die Klinikleitung die Chance genutzt, schon seit Langem geplante Umbau- und Renovierungsarbeiten vorzunehmen und unter anderem den Krankenschwesternbereich im zweiten Stock zu erweitern oder mehr Stauraum zu schaffen. Gleich nachdem diese Entscheidung gefallen war, sei wegen des totalen Lockdowns gar nichts passiert, und danach habe es kein Material gegeben. Mittlerweile sind die meisten Arbeiten abgeschlossen und die Klinik ist bereit, ab Juli auch wieder ausländische Patienten aufzunehmen. Die bisherigen Anmeldungen, überwiegend verschobene Reservierungen, werden die Kapazität zu mehr als Dreiviertel ausschöpfen.
„Seit der langsamen Lockerung ist offensichtlich vielen bewusst geworden, dass sie bei uns die richtige Antwort auf ihre Risikokrankheiten erhalten. Eine Fastenkur hilft schließlich nicht allein, Übergewicht zu reduzieren, sondern wird auch bei vielen chronischen Zivilisationskrankheiten eingesetzt, unter anderem bei Bluthochdruck, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Nikotinsucht. Wir treffen also gerade in diesen Zeiten genau die Bedürfnisse“, so die Klinikchefin.
Und wie stellt sich für den Patienten die „Neue Realität“ in der Klinik dar? Ganz praktisch gesehen sieht das wie folgt aus: Neuankömmlinge, die vor ihrem Besuch einen Corona-Schnelltest absolvieren sollten, werden schon am Eingang von einer Krankenschwester in Empfang genommen und direkt zu ihrem Zimmer gebracht. Nach einem Rachenabstrich erfolgt ein erster Bluttest, dessen Ergebnis am übernächsten Tag vorliegt, und solange bleibt der Patient auf seinem Zimmer. Erst dann kann er am Klinikleben und an allen Behandlungen und einem abwechslungsreichen Aktivitätenprogramm teilnehmen.
Auf die beliebte Aquagym, die Bewegungstherapie oder die morgendlichen Wanderungen in den Bergen muss niemand verzichten. Daneben bietet die Klinik Kochkurse, Meditationen, Klangschalentherapie, Vorträge über den Schutz der eigenen Immunität und vieles mehr an. Natürlich sind immer die allgemeinen Sicherheitsregeln zu berücksichtigen, die Katharina Rohrer-Zaiser wie folgt beschreibt: „In den Klinikräumen und Gemeinschaftsbereichen gilt Maskenpflicht, die Kapazität unserer Poolanlage ist auf die Hälfte begrenzt, und das Essen wird bis auf Weiteres noch auf dem Zimmer serviert. Geschlossene Räume halten wir mit Ozon virusfrei, und schon am Eingang zum Grundstück werden die Autoreifen, die Schuhe und die Hände der Patienten desinfiziert, so dass wir die Gebäude und den Außenbereich virusfrei halten können.“
Das Klinikpersonal müsse die erwähnten Schutzmaßnahmen ebenfalls einhalten. Zwar musste ein Teil der 200 Mitarbeiter in Kurzarbeit gehen, aber entlassen wurde niemand, betont die Klinikchefin. Andere, wie die Psychologin und die Bereichsleiter, arbeiten von zuhause aus und sind über Videokonferenz für Patienten und andere Mitarbeiter da. Nun warten alle darauf, dass im Juli alles wieder anders aussehen wird.