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Natürlich entgiften

Fit in den Frühling – wer wünscht sich das nicht? Deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Body Reset. Eine Fastenkur ist dafür genau das Richtige. Mit Naturheilpflanzen lässt sich der Selbstreinigungsprozess des Körpers dabei optimal unterstützen.

Eine wichtige Rolle im Entgiftungsprozess spielt die Autophagie (von altgriechisch autóphagos „sich selbst verzehrend“). Für die Entdeckung dieses Phänomens hat der Japaner Yoshinori Ushumi 2016 den Nobelpreis für Medizin erhalten. Es ist ein körpereigenes Recycling-Programm, das dafür sorgt, dass beschädigte und deformierte Proteine und Zellorganellen (Zellstrukturen mit bestimmten Stoffwechselfunktionen) abgebaut und entsorgt werden. Die Autophagie ist zudem ein wichtiger Bestandteil unserer Immunabwehr. Denn sie hilft, pathogene Keime auszusortieren.

Grundsätzlich findet dieser zelluläre „Müllentsorgungsprozess“ kontinuierlich rund um die Uhr statt, beim Fasten kommt er jedoch besonders gut auf Touren. Wobei auch die Dauer des Nahrungsverzichts einen Einfluss auf die Intensität der Selbstreinigung hat. Wird wie beim Intervallfasten nur 16 Stunden am Tag oder zwei Tage in der Woche eine Esspause eingelegt (bekannt als 16:8- und 5:2-Methode), ist die Autophagie weniger ausgeprägt als beim fünftägigen bis dreiwöchigen Heilfasten nach Buchinger, wie es in der Klinik Buchinger Wilhelmi praktiziert wird.

Vorteil dieser klassischen Fastenversion ist aber nicht nur eine verstärkte Autophagie. Weil der über längere Zeit fehlende Nahrungsnachschub die Fettverbrennung aktiviert, kommt es zum ketogenen Stoffwechsel, was wiederum dazu führt, dass entzündliche Prozesse und oxidativer Stress im Körper gehemmt werden. Das ist jedoch noch nicht alles an Gesundheitswirkungen. So wird die Biosynthese der Mitochondrien, der kleinen Energiekraftwerke in den Körperzellen, angeregt. Faktoren, die das Tumorwachstum fördern, werden gedämpft. Und der gesamte Stoffwechsel wird zu einer effizienteren Energieumsetzung gebracht. Gerade wurde die weltweit größte Studie zum Fasten veröffentlicht, in welcher die positiven Wirkungen des Buchinger Fastens belegt werden konnten.

Doch zurück zum Entgiften beim Fasten: Wie schon erwähnt besitzt unser Körper ein ausgeklügeltes physiologisches System, um belastende und toxische Substanzen im Rahmen der Biotransformation in Leber und Niere zu verstoffwechseln und über Stuhl und Urin auszuscheiden. Von manchen Substanzen kann sich der Organismus auch über die Haut und Atmung entledigen.

Das Organ mit der größten Stoffwechselleistung im Körper ist dabei die Leber. Sie baut chemische Verbindungen auf, die der Körper zum Überleben braucht (Kohlenhydrate, Fette, Proteine), zerlegt (metabolisiert) zugleich aber auch belastende Substanzen wie Alkohol, toxische Abbauprodukte oder aufgenommene Schadstoffe und ist dazu auch noch das wichtigste Ausscheidungsorgan neben den Nieren. Um die Leber in ihrer Detoxfunktion zu unterstützen, gibt es verschiedene Maßnahmen.

So wird beim Heilfasten nach Buchinger zum Beispiel regelmäßig ein warmer Leberwickel gemacht. Auch mit verschiedenen Nahrungsmitteln lässt sich die Ausscheidungsfunktion der Leber stärken, insbesondere mit Gemüse und Salaten, die in höherer Konzentration Bitterstoffe enthalten wie Chicorée, Radicchio, Rucola, Endivie, Rosenkohl und Brokkoli.

 

Ergänzend zum Fasten können auch diese Heilpflanzen eine wichtige Rolle beim Entgiften spielen:

Mariendistel

Der aus den Früchten gewonnene Spezialextrakt mit dem Wirkstoff Silymarin wirkt antioxidativ und entzündungshemmend und steigert dazu die Regenerationsfähigkeit der Leberzellen. Bei einer Detoxkur können standardisierte Fertigpräparate verwendet werden, die 200 bis 400 Milligramm Silymarinkonzentrat als maßgeblichen Inhaltsstoff enthalten.

Artischockenblätter
Auch Extrakte und Presssäfte aus ihnen fördern die Regeneration der Leberzellen. Zudem verbessern sie die Reparaturfähigkeit der Zellen und regen die Gallensäureausscheidung an.
Am besten verwendet man von den Artischockenblättern standardisierte Extrakte aus der Apotheke. Vom Presssaft nimmt man zwei- bis dreimal täglich vor den Mahlzeiten 10 Milliliter ein.

Löwenzahn

Er gilt als klassischer Vertreter der Antidyskratika (Heilpflanzen mit großem Einfluss auf den Stoffwechsel im Allgemeinen und die Ausscheidungsorgane im Besonderen). Von ihm werden sowohl die Wurzel als auch das Kraut therapeutisch genutzt. Mit seinen reichlich enthaltenen Bitterstoffen unterstützt er die Ausscheidungsfunktion der Leber und steigert die Bildung der Verdauungssäfte und der Gallenflüssigkeit. Auch die Nierentätigkeit regt Löwenzahn an. Außerdem kann er mit leberschützenden und entzündungshemmenden Effekten punkten. Untersuchungen mit einem wässrig-alkoholischen Wurzelextrakt zeigten darüber hinaus, dass sich damit die regenerative Kapazität der Leber erhöhen und fibrotische Prozesse hemmen lassen. Nicht zuletzt verbessert eine Kur mit Löwenzahn den Stoffwechsel, insbesondere den Fettstoffwechsel.

Zum Entgiften bietet sich bei dieser Pflanze die Anwendung als Tee an. Dafür 1–2 Teelöffel Löwenzahnwurzel mit Kraut (am besten aus der Apotheke, weil hier die Qualität gesichert ist) mit ¼ Liter kochendem Wasser übergießen und 15 Minuten ziehen lassen. 2–3 Tassen Tee über den Tag verteilt trinken.

Von einem Löwenzahn-Presssaft werden dreimal täglich 15 Milliliter eingenommen.

Brennnessel

Auch sie zählt zu den Antidyskratika und wird schon seit frühen Zeiten dazu verwendet, die Nierentätigkeit und die Harnsäureausscheidung anzuregen. Was zum Beispiel sehr hilfreich ist nach Phasen mit reichlich Alkoholgenuss und fettem Essen. Weil Brennnesselblätter zudem entzündungshemmend, immunmodulierend und antioxidativ wirken, tun sie bei schmerzenden Gelenken ebenfalls gut. Die Brennnessel kann bei einer Detoxkur als Tee, Presssaft, Suppe, Mus oder alkoholischer Extrakt eingenommen werden.

Für eine Tasse Tee 1–2 Esslöffel frische oder getrocknete Brennnesselblätter mit kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen. Mehrmals täglich eine Tasse trinken. Vom Brennnessel-Presssaft werden dreimal täglich 1–2 Esslöffel eingenommen.

Für eine Suppe 500 Gramm frische Brennnesselblätter in ½ l Wasser etwa 5 Minuten kochen, je nach Vorliebe dann pürieren und mit Salz und Pfeffer würzen.
Klassisch zur „Blutreinigung“ im Frühjahr gilt ein Mus aus frischen Brennnesseln. Dafür neben den Blättern auch die Stängel (bis max. 3 mm ø) verwenden, da sonst wichtige Inhaltsstoffe nicht in ausreichender Konzentration enthalten sind. Etwa 50 Gramm Mus aus den gedämpften Blättern und Stängeln über den Tag verteilt essen.

 

Fazit

Damit alle diese Maßnahmen effektiv wirken können, sollten während einer Detoxkur selbstverständlich alle das Organ belastenden Faktoren wie Alkohol etc. vermieden werden. Wer sich dazu noch ausreichend in der Natur bewegt und/oder sportlich aktiv ist, kann erfolgreich „stoffwechselgereinigt“ in den Frühling starten.

Hier finden Sie viele gesunde Anregungen zum Nachkochen:

Text: Siegfried Bäumler, erschienen in Food Forum, Ausgabe 1, 2019

Wer mehr über alle Aspekte der Phytotherapie wissen will: Das Buch „Heilpflanzenpraxis Heute“, Bd. 1 und Bd. 2 von Siegfried Bäumler bietet einen umfassenden Überblick. Elsevier-Verlag, 124 Euro