ERINNERUNGEN AN SIEGFRIED UNSELD
Einer der bedeutendsten Verleger bei uns am Bodensee
In diesen Tagen erinnern wir uns an unseren langjährigen Gast Siegfried Unseld, der am 28. September 2024 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Unseld, eine der prägendsten Figuren der deutschen Verlagswelt, führte den Suhrkamp Verlag zu internationalem Renommee und hinterließ ein Erbe, das die deutsche Literatur- und Kulturlandschaft nachhaltig beeinflusst hat. Unseld besuchte uns zwei- bis dreimal im Jahr, schwamm täglich mehrfach in unserem Schwimmbad und genoss das Schachspielen mit Martin Walser bei ihm zu Hause. Die beiden verband nicht nur die Liebe zur Literatur, sondern auch eine tiefe persönliche Freundschaft, die in zahlreichen Schachpartien und intensiven Gesprächen ihren Ausdruck fand.
Seine Vormittage waren oft vom Klang der Schreibmaschine begleitet, denn sein Buch „Goethe und seine Verleger“ entstand während seiner Fastenkuren in unserem Haus. Unseld liebte die idyllische Landschaft rund um den Bodensee, die ihm als Quelle der Inspiration diente. In der Wallfahrtskirche Birnau, umgeben von international renommierten Autoren, heiratete er seine zweite Ehefrau Ulla Berkewicz – ein Ereignis, das sein Leben und das des Verlags tiefgreifend prägte.
Während seiner Aufenthalte hielt er regelmäßig Vorträge für unsere Gäste. Besonders oft sprach er über seinen Lieblingsdichter Hermann Hesse oder Goethes Gedicht vom Ginkgo-Baum und dessen tiefere Bedeutung, die Unseld mit der Kunst des Lebens und der dualen Natur des Menschseins in Verbindung brachte. Seine Vorträge waren nicht nur lehrreich, sondern inspirierten viele Zuhörer, sich intensiver mit Literatur auseinanderzusetzen.
Siegfried Unseld
Fasten gibt mir Inspiration, Kraft, Zuversicht.
Fasten, dieser Weg von innen, kreiert Frieden.
Auszug aus dem Buchinger Wilhelmi Gästebuch, 1992
Ein besonderes Ereignis bleibt uns in lebhafter Erinnerung: Anlässlich seines 70. Geburtstags, der mit seinem 40. Fastentag zusammenfiel, schwamm Unseld über den Überlinger See – eine bemerkenswerte Leistung, die seine mentale Stärke und seine tiefe Verbundenheit zur Region eindrucksvoll demonstrierte. Bereits im Krieg hatte er durch Schwimmen, damals in Sewastopol, sein Leben gerettet, als die russischen Truppen näher rückten. Diese Erfahrung prägte sein Leben und ließ ihn den Bodensee und das Schwimmen als Symbol der inneren und äußeren Freiheit schätzen.
Wir sind stolz und dankbar, solche bedeutenden Persönlichkeiten in unseren Kliniken als Gäste zu haben. Unselds Aufenthalt bei uns und seine Erinnerungen an die Zeit am Bodensee sind ein kostbarer Teil unserer Geschichte und bereichern das kulturelle Erbe der Region.