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Kann Fasten den Zahnerhalt fördern?

ERGEBNISSE EINER NEUEN WISSENSCHAFTLICHEN STUDIE

Wie Fasten die Zahngesundheit fördern kann

Unsere neueste Studie untersucht den Zusammenhang zwischen Langzeitfasten und Mundgesundheit. Stellen Sie sich Folgendes vor: Sie befinden sich mitten in einer Fastenkur, fühlen sich erfrischt und gestärkt, und plötzlich weist Sie jemand darauf hin, dass Ihr Atem nicht so frisch riecht wie erhofft. Mundgeruch scheint zu den unvermeidlichen Nebenwirkungen des Fastens zu gehören – doch unsere jüngsten Forschungsergebnisse zeigen, dass das nur die halbe Wahrheit ist. Fasten trägt nicht nur dazu bei, Zahnfleischentzündungen zu lindern und damit womöglich das Risiko für Parodontitis zu senken, es optimiert auch die orale Mikrobiota und verbessert so die Zahngesundheit – ein Effekt, der noch lange nach dem Fasten anhalten kann.

Die Studie im Detail

Es erfüllt die wissenschaftliche Abteilung der Buchinger-Wilhelmi-Klinik mit Stolz, in Zusammenarbeit mit dem Team von Prof. Catherine Giannopoulou von der Universität Genf die Veröffentlichung einer bahnbrechenden Studie zum Thema „Fasten und Mundgesundheit“ ankündigen zu können. Seit Jahrzehnten beobachten wir, dass manche Fastenden einen auffallend schlechten Atem entwickeln. Gleichzeitig haben wir festgestellt, dass Zahnfleischentzündungen während des Fastens oft zurückgehen. Im Jahr 2021 gastierte ein Team von Zahnärzten und Zahnärztinnen zwei Monate lang bei Buchinger Wilhelmi und arbeitete in der wissenschaftlichen Abteilung unserer Fastenklinik. Die Studie umfasste 36 PatientInnen, die 10 + 3 Tage fasteten und bereit waren, sich während ihres Klinikaufenthalts für erweiterte Laboranalysen regelmäßig zahnärztlich untersuchen zu lassen.

Fasten verringert Zahnfleischentzündungen

Das Team von Prof. Giannopoulou kontaktierte uns im Rahmen einer laufenden Forschung zur Behandlung von Parodontitis – einer schweren Zahnfleischerkrankung, die unbehandelt zu Zahnverlust führen kann und mit systemischen Erkrankungen wie Herzerkrankungen und Diabetes in Verbindung gebracht wird. Die Bekämpfung von Zahnfleischentzündungen ist wichtig. Medikamente können dabei zwar helfen, haben aber oft Nebenwirkungen. Deshalb sind nicht pharmakologische Ansätze wie die Umstellung der Ernährung und das Fasten hier essenziell.

Der Gedanke war bestechend: Fasten löst verschiedene Prozesse im Körper aus, u.a. Stoffwechselveränderungen und eine Intensivierung körpereigener Zellreparaturmechanismen, in deren Folge systemische Entzündungen zurückgehen. Die Studie bestätigte diese Hypothese und zeigte, dass sich Zahnfleischentzündungen bei PatientInnen, die sich einer Fastenkur unterzogen, deutlich besserten. Dies deutet darauf hin, dass Fasten nicht nur die Stoffwechselgesundheit fördert, sondern auch zur Prävention von Zahnfleischerkrankungen eingesetzt werden könnte, um das Risiko von Zahnverlust und damit verbundenen gesundheitlichen Problemen zu senken.

Fasten trägt zur Optimierung der oralen Mikrobiota bei

Von unserer Darmmikrobiota ist häufig die Rede, aber wussten Sie, dass auch unser Mund mit Milliarden von Mikroben besiedelt ist? Die orale Mikrobiota, zu der Bakterien, Pilze und Viren gehören, spielt eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung der Mundgesundheit. Ein Ungleichgewicht in der Zusammensetzung kann zu Zahnfleischerkrankungen und Karies führen und sogar die allgemeine Gesundheit beeinträchtigen.

Bei der Analyse der Speichel-Mikrobiota im Rahmen unserer Studie zeigten sich signifikante Veränderungen, darunter ein Rückgang schädlicher Bakterien wie Porphyromonas gingivalis, das Mundraumerkrankungen verursacht. Einige dieser Veränderungen blieben bis zu drei Monate nach Fastenende bestehen, was darauf hindeutet, dass die Vorteile des Fastens weit über die eigentliche Fastenzeit hinausreichen.

Fasten kann sich durch den vorübergehenden Verzicht auf feste Nahrung positiv auf die Mundgesundheit auswirken, da sich die Mundhöhle währenddessen erholen kann – vergleichbar den positiven Effekten der fastenbedingten Verdauungspause auf den Darm.

Mundgeruch während des Fastens

Kommen wir nun zu einem bekannten Problem: Warum führt Fasten manchmal zu Mundgeruch? In der Buchinger Wilhelmi Klinik und bei früheren Untersuchungen ist dieses Phänomen immer wieder beobachtet worden. Anders als häufig angenommen, wird der Geruch aber nicht durch die beim Fasten gebildeten Ketonkörper verursacht, sondern durch schwefelhaltige Verbindungen, die durch bakterielle, möglicherweise vom Darm ausgehende Gärungsprozesse entstehen. Diese Verbindungen sind für den stechenden, manchmal schwefelähnlichen fastentypischen Mundgeruch verantwortlich.

Mundpflegetipps

Zur Unterstützung Ihres Mundmikrobioms während des Fastens empfehlen unsere Ärzte und Ärztinnen:

  • Ölziehen mit Sonnenblumenöl: Bewegen Sie einen Esslöffel Sonnenblumenöl etwa 10–15 Minuten lang im Mund kräftig hin und her, um Bakterien zu reduzieren und die Mundhygiene zu verbessern.
  • Verwenden Sie einen Zungenschaber: Mit diesem einfachen Hilfsmittel lassen sich Bakterien und Beläge von der Zunge entfernen. Das mindert Mundgeruch und fördert ein gesünderes Mundmilieu.
  • Wählen Sie eine biologische Zahnpasta: Entscheiden Sie sich für ein natürliches, umweltfreundliches Produkt ohne scharfe Chemikalien, um Ihr orales Mikrobiom zu schützen.
  • Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, und spülen Sie den Mund sanft mit Wasser. Das hält ihn feucht und schwemmt Bakterien aus.

Hinweis: Verzichten Sie auf handelsübliche Mundspülungen. Sie können das empfindliche Gleichgewicht der Mikrobiota zerstören!

Fazit

Unsere Studie zeigt, dass Fasten Parodontitis und damit verbundenen gesundheitlichen Problemen vorbeugen kann, indem es Zahnfleischentzündungen lindert und die orale Mikrobiota verbessert. Sie macht deutlich, dass Fasten eine umfassende Investition in die allgemeine und die Zahngesundheit sein kann – eine Investition, die ein gesundes Lächeln bis ins höhere Alter ermöglicht.

„Wer hätte gedacht, dass das Auslassen von Mahlzeiten eine Geheimwaffe sein könnte, die den Zahnerhalt bis ins Alter unterstützt? Wie sich herausstellt, lohnt es sich immer wieder, dem Körper eine Pause zu schenken!“

Dr. Robin Mesnage, Wissenschaftlicher Direktor

Quelle: Loumé, A.; Grundler, F.; Wilhelmi de Toledo, F.; Giannopoulou, C.; Mesnage, R.: Impact of Long-term Fasting on Breath Volatile Sulphur Compounds, Inflammatory Markers, and Saliva Microbiota Composition. In: Oral Health Prev Dent. 22/2024:525–540. Veröffentlicht 24.10.2024; doi:10.3290/j.ohpd.b5795653